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Angriffe gegen Itsmania Platero und ihre Organisation Xibalbá in Honduras
1989 gründeten wir, eine Gruppe von Künstlern und Gemeindeaktivistinnen, die Gruppe „Xibalbá Kunst und Kultur". Unser Ziel war die Rehabilitation von jungen Menschen mit Problemen wie Drogenmissbrauch und Bandenmitgliedschaft, die wegen ihrer Kleidung, ihrem Benehmen, ihrer Denkweise und ihrer Verwicklung in illegale Aktivitäten stigmatisiert wurden.
Wir verstanden unsere Arbeit als Kampagne gegen die radikal zunehmende, tragische Verfolgung von Minderjährigen und jungen Erwachsenen in Honduras. Öffentlich protestierten wir gegen die Korruption, Vergewaltigungen, Folter und Hinrichtungen, welche in den neunziger Jahren in Honduras ein Klima von Gewalt und Furcht erzeugten. Gleichzeitig schufen wir eine Chance für Jugendliche, sich in das Schulsystem und die Arbeitswelt zu integrieren.
2002 einigten sich die Polizeikräfte Zentralamerikas auf ein gemeinsames Vorgehen gegen Strassenbanden. In Honduras führte dies zur Verfolgung aller Jugendlichen mit Tätowierungen, was als Beweis für Bandenzugehörigkeit galt. Die überregionale Polizeistrategie liess keinen Raum für Gruppen wie Xibalbá, die sich um Prävention und Rehabilitation bemühten.
Nicht deren Engagement für sozialen Fortschritt wurde gesehen, sondern lediglich die Möglichkeit, durch sie an die Zielgruppe der Repression heranzukommen. Man verlangte von mir die Namen von Jugendlichen, die mit uns zusammen arbeiteten - was ich natürlich ablehnte, weil dies zu ihrer Verhaftung und womöglich zu ihrer Ermordung geführt hätte.
Als Folge meiner Verweigerung begann eine Reihe von Angriffen gegen meine Person und gegen die Freiwilligen von Xibalbá. Die honduranische Polizei ernannte Gutachter für Tätowierungen in Gerichtsverfahren gegen mutmassliche Bandenmitglieder. Die Verteidigung und die Familien der Angeklagten bezeichneten mich als Gegenexpertin.
Es ist wichtig zu sehen, dass Xibalbá die einzige Organisation in Honduras ist, die sich effektiv gegen die staatliche Verfolgung eines grossen Teils der Zivilgesellschaft wehrt. Dies macht uns zur verlässlichen Informationsquelle für die nationale und internationale Presse ebenso wie für Untersuchungskommissionen der UNO, der Harvard und der Columbia University und anderen namhaften Institutionen.
Trotzdem haben die Angriffe gegen meine Person und meine Mitarbeitenden ständig zugenommen. Mehrere Entführungsversuche sowie die ständige Überwachung meiner Aktivitäten durch die Polizei haben mich zu einem ständigen Wechsel meines Wohnorts und schliesslich zum Untertauchen gezwungen. All dies wurde umfassend dokumentiert.
Ich selber und andere Mitglieder von Xibalbá haben mehrfach bei der Nationalen Menschenrechtskommission von Honduras geklagt. Doch unser Fall, der keineswegs einzigartig ist, beweist nur den Zustand totaler Unsicherheit in unserem Land, bis hinauf zu den höchsten Organen, die für den Schutz menschlichen Lebens zuständig wären.
Die ständig wachsende Repression hat uns gezwungen, unsere offiziellen Anlaufsstellen zu schliessen und unsere Öffentlichkeitsarbeit fast gänzlich aufzugeben. Die persönlichen Nachteile, die wir für unser Engagement in Kauf nehmen, lassen sich in einem Brief wie diesem nicht alle beschreiben. Wir leben in einer Gesellschaft, wo das menschliche Leben wertlos ist.
Trotzdem geht unsere Organisation gestärkt aus all diesen Schwierigkeiten hervor. Wir brauchen kein Gebäude, denn Xibalbá ist keine bürokratische Institution: Wir sind ein starkes und zähes Netz von Freiwilligen, die für ihre moralische Verpflichtung gegenüber der Gemeinschaft sogar ihr Leben riskieren.
Mehr Informationen auf Itsmania's Blog: http://www.xibalbahonduras.blogspot.com/.